Das Sieden einer Seife wird in der Regel in den jeweiligen Verfahren "kalt" und "heiß" unterschieden. Diese beiden Verfahren haben unterschiedliche Abläufe und damit einhergehend unterschiedliche Vor- und Nachteile.
Cold-Process (CP)
Das Kaltsiedeverfahren, auch "cold-process (CP)" genannt, beschreibt die Verseifung der Öle bei möglichst geringen Temperaturen. Hierzu werden sowohl alle Fette als auch Lauge, Zusätze und weitere Rohstoffe nach Erhitzung oder Schmelzung auf eine ähnliche Temperatur heruntergekühlt. In Bezug auf die Fette ist hier das Ziel, diese nur langsam und so gering zu erhitzen, dass sie nur die zum Schmelzen absolut nötige Temperatur erreichen. Anschließend werden sie auf einer ähnlichen Temperatur zusammengeführt und verarbeitet.
Vorteile:
· Durch niedrigere Temperaturen bleibt der Seifenleim im Idealfall lange flüssig und so können besonders filigrane Muster geschaffen werden.
· Die längere Fließfähigkeit begünstigt eine saubere Abfüllung in Einzelformen.
· Viele Sieder*innen beschwören eine bessere Qualität der Inhaltsstoffe, da bestimmte Vitamine und andere wirkende Substanzen höhere Siedetemperaturen nachweislich nicht "überleben".
Nachteile:
· Da der Verseifungsprozess in Folge der kalten Arbeit langwieriger abläuft, ist die Seife erst nach ausreichender Reife (mindestens vier bis sechs Wochen) verwendbar.
Hot-Process (HP)
Das Heißsiedeverfahren, auch "hot-process" (HP)" genannt, läuft hingegen ganz anders ab. Bei diesem werden die Fette und Lauge unter konstanter, hoher Temperatur direkt verseift. Dies geschieht i.d.R. bei Temperaturen zwischen 80° und 100° und bedarf der konstanten Überwachung. Während dieser Zeit durchläuft der Seifenleim bereits den größten Teil der Verseifung und bilden eine Art Seifenflocken-Masse, welche im Anschluss abgefüllt wird.
Vorteile:
· Da der Seifenprozess bereits durchlaufen ist, verkürzt sich die Reife um bis zu mehrere Wochen.
· Dieses Verfahren bietet die Möglichkeit, nach der Verseifung der gesamten Masse ein gezieltes Überfettungsöl hinzuzugeben, anstatt, dass sich die Überfettung aus allen Ölen zusammensetzt.
· Es können nach dem groben Verseifungsprozess Duftöle hinzugegeben werden, welche das Andicken des Seifenleims im Kaltverfahren fördern würden.
Nachteile:
· Der Seifenleim hat eine weniger glatte, eher krisselige Struktur (durch Zusätze bedingt nachsteuerbar). Dies ist etwas, das vielen Siedern optisch nicht gefällt.
· Aufgrund der Struktur sind Farbmuster-Arbeiten erschwert.
· Auch ein Abfüllen in filigrane Formen ist sehr erschwert.
Fazit
Die Wahl des Verfahrens hängt von den Anforderungen ab: Das kalte Verfahren eignet sich besser für hochwertige, handwerkliche Produkte mit einer natürlichen Note, während das heiße Verfahren ideal für eine schnelle Produktion und gezielte Steuerung des Pflegeöls. Beide Methoden haben ihre Berechtigung und erfüllen unterschiedliche Bedürfnisse in der Seifenherstellung. Letztendlich unterliegt die Wahl vor allem auch der persönlichen Vorliebe oder den aktuellen Gegebenheiten und Ressourcen.